SYMBIOS ist Förderer der Neuen Wirtschaft - Was uns antreibt und was wir darunter verstehen

2017 09 03 234416

Am Anfang war das Wort „happy“

Great Place – Happy Work. Als wir uns bei der Gründung von SYMBIOS für diesen Claim entschieden haben, rieten uns viele davon ab. "Great Place" fanden ja noch OK, aber „happy“? Damit konnten viele nichts anfangen. Uns ging es da ähnlich wie den Gründern von intrinsify.me, den Initiatoren des Netzwerkes „Förderer der Neuen Wirtschaft“, die mit ihrem Claim "for happy working people" ähnliche Erfahrungen machten.

Viele, die wir damals bei der SYMBIOS-Gründung um Feedback zu unserem Claim fragten, meinten, dass der Begriff „happy“ nicht zur Zielgruppe passe, die wir ansprechen wollen. Sie meinten, dass Entscheider von Büroprojekten, also Geschäftsführer, Vorstände und Unternehmer, doch vielmehr von Begriffen angezogen werden, die man gemeinhin mit Wirtschaft verbindet, also Begriffe wie etwa: besser, produktiver, effizienter oder erfolgreicher.

So wie unsere Kollegen von intrinsify.me, so entschieden auch wir uns – entgegen der gut gemeinten Ratschläge – bewusst für den Begriff „happy“. Warum?

Neue Arbeitswelten von und für Menschen

Wir finden, dass das Bedürfnis nach Happiness bzw. Glück ein zutiefst menschliches ist. Schon der römische Denker Seneca behauptete vor mehr als 2000 Jahren: „Das Leben ist glücklich, wenn es deiner Natur entspricht.“ Wir finden, er hatte recht.

Bleibt nur noch die Frage, was Menschen denn nun tun müssen, damit ihr Leben der Natur entspricht. Wir sind der Meinung, dass ein entscheidender Baustein hierzu das Umfeld ist, das sich der Mensch schafft. In diesem Sinne sind wir Menschen gut beraten, uns ein Lebens- und Arbeitsumfeld zu schaffen, das unseren physischen, psychischen und sozialen Bedürfnissen als Mensch entspricht. Nicht der Mensch soll sich an die gebaute Umwelt anpassen müssen, sondern die gebaute Umwelt an den Menschen.

Aus diesem Grund verwenden wir bei der Entwicklung von Büro-Arbeitsumfeldern Methoden des sogenannten Human Centered Designs. Das sind Methoden, die den Menschen, sein Wohlbefinden und seine natürlichen Bedürfnisse in den Fokus rücken und unter aktiver Einbindung der Mitarbeiter angewendet werden. „Von Menschen, für den Menschen“ sozusagen.

Die neuen Regeln und Gesetze der Wissensgesellschaft

Demografische Entwicklungen – und damit einhergehend die Entwicklungen am Arbeitsmarkt – führen dazu, dass Arbeitgeber in den letzten Jahren vermehrt die Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeiter in den Fokus rücken. Und dies nicht nur aufgrund des sogenannten „War for Talents“, sondern auch, weil in den unternehmerischen Wertschöpfungsprozessen über alle Branchen hinweg die Qualität der Wissensarbeit erfolgsentscheidend ist.

Wissensarbeit hat die Eigenschaft, dass sie anderen Gesetzen und Regeln gehorcht, als manuelle Arbeit. Das Problem: Herkömmliche Führungs- und Managementpraktiken basieren auf Gedankenmodellen, die ihre Ursprünge in der Industriegesellschaft haben, bei der die Organisation von (manuellen und maschinellen) Produktionsabläufen erfolgsentscheidend war. In der heutigen, von Wissensarbeit geprägten Arbeitswelt hingegen, sind Methoden und Praktiken, die auf solchen Gedankenmodellen aufbauen, oftmals nicht nur unwirksam, sondern teilweise sogar kontraproduktiv. Besonders deutlich wird dies beispielsweise am Beispiel Motivation und Belohnung, wie Daniel Pink, Autor des Buches „Drive – Was Sie wirklich motiviert“, sehr anschaulich belegt (visuell gut aufbereitet und zusammengefasst in der RSA Animation „Drive: The surprising truth about what motivates us“).

In Berufen, in denen manuelle Arbeit vorherrscht, können extrinsische Belohungsreise (z.B. Boni und Prämien) zu Mehrleistung anspornen. In der Wissensarbeit funktioniert das nicht. Wissensarbeiter sind vorwiegend intrinsisch motiviert und das Ausmaß ihres psychosozialen und physischen Wohlbefindens entscheidet maßgeblich darüber, wie motiviert, engagiert, kreativ und leistungsfähig sie sind. Das Wohlbefinden des Mitarbeiters beeinflusst somit direkt und unmittelbar den Erfolg des Unternehmens. Investitionen in das Wohlbefinden des Mitarbeiters sind daher nicht verzichtbarer Luxus, sondern eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg eines Unternehmens in der Wissensökonomie. In der Wissensökonomie schließen sich die Interessen des Unternehmens und die Interessen der Mitarbeiter nicht aus, sondern gehen Hand in Hand. Damit sind wir auch schon mitten im Thema „Neue Wirtschaft“ und bei der Frage, was wir von SYMBIOS darunter verstehen.

Die Chancen der digitalen Revolution

Unsere Gesellschaft – und damit auch die Wirtschaft – steht am Beginn einer fundamentalen Transformation. Der Transformation von der Industrie- zur digitalen Wissensgesellschaft. Automatisierung, Robotik, künstliche Intelligenz, Blockchain, Big Data - sind nur einige technologischen Errungenschaften, die die Gesellschaft und Wirtschaft von Grund auf verändern werden. Wie Wirtschaft und Gesellschaft am Ende dieses Transformationsprozesses aussehen werden, weiß heute niemand. Genauso wenig, wie sich die Menschen in der Agrargesellschaft die moderne Industriegesellschaft vorstellen konnten, genauso wenig können wir uns heute jene Gesellschaft vorstellen, die am Ende der digitalen Revolution vorherrschend sein wird. Eines weiß man jedoch aus der Vergangenheit: Große Veränderungen bringen nicht nur große Risiken und Herausforderungen mit sich, sondern auch große Chancen.

Chance Nr. 1 – Humanisierung der Arbeitswelt

Eine große Herausforderung stellt zweifellos die zunehmende Automatisierung dar, die viele Arbeitslose erzeugen wird. Tätigkeiten, die in Programmier-Codes übersetzt werden können, werden über kurz oder lang ausprogrammiert werden. Vorwiegend werden dies jedoch Tätigkeiten sein, die einer gewissen arithmetischen Logik unterliegen und daher sowohl einfache als auch komplizierte Tätigkeiten umfassen. Anders ist dies jedoch bei komplexen Tätigkeiten. Diese können nicht so schnell ausprogammiert werden, da sie zur Lösung jene Fähigkeiten erfordern, die den Menschen auszeichnen: Es sind die die Fähigkeit zu Empathie, Intuition und Kreativität sowie die sozialen Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, sich mit anderen Menschen zu organisieren und Teams zu bilden.

Eine weitere große Herausforderung ist die zunehmende Komplexität, mit der Unternehmen konfrontiert sind. Komplexität kann nur mit Komplexität wirksam begegnet werden, lautet ein zentrales Grundprinzip in der Systemtheorie. Und was gibt es für ein komplexeres Geschöpf als den Menschen? Daher sehen wir in der zunehmenden Komplexität eine weitere Chance, die zu einem Bedeutungsanstieg des Faktor Mensch in Wertschöpfungsprozessen führen wird. Denn, auch wenn die technologischen Potenziale faszinierend sind, noch viel faszinierender sind die menschlichen Potenziale.

Chance Nr. 2 - Das Ende der Wirtschaft als reines Nullsummenspiel

Der Begriff Wirtschaft weckt nicht nur positive Assoziationen. Wirtschaft hat mitunter deswegen mitunter ein schlechtes Image, weil die beiden zentralen Prinzipien der Wirtschaft, Gewinnmaximierung und Wachstum, sehr oft auf Kosten anderer realisiert wurden (zB. Umwelt, Mitarbeiter, Gesellschaft oder Entwicklungsländer). Wirtschaft glich in vielen Belangen einem Nullsummenspiel, bei dem der Gewinn auf der einen Seite, einen Verlust auf der anderen Seite zu Folge hatte. Eine zunehmende Anzahl an Pionierunternehmen belegt eindrucksvoll, dass dies kein Naturgesetz sein muss (siehe bspw. happy working places, Unternehmen auf Augenhöhe, Laloux's Reinvented OrganisationsUnternehmen des Gelingens, oder andere). Ihnen gelingt es - in unterschiedlichen Schattierungen und mit unterschiedlichen Aspekten - das Prinzip des Entweder-oder aufzugeben und nach dem Sowohl-als-auch zu agieren. Sie agieren unternehmerisch und verfolgen darüber hinaus jedoch auch Werte und Daseinszwecke (engl. Purpose), die über das reine Gewinnestreben hinausgehen und die Welt ein Stück besser machen. 

Chance Nr. 3 - Mehr Demokratie, Offenheit und Transparenz

Unternehmen der Neuen Wirtschaft sind sehr oft auch demokratische Unternehmen, die von Offenheit, Transparenz und Vielfalt geprägt sind. Nicht aus Altruismus, sondern in der Tatsache begründet, dass Offenheit, Transparenz und Vielfalt wichtige Innovationstreiber sind und somit für immer mehr Unternehmen erfolgsentscheidend sind. Auch diesbezüglich gehen immer mehr Unternehmen mit gutem Beispiel voran. Sie experimentieren mit neuen Organisationsformen und Führungsprinzipien und belegen mit ihren unternehmerischen Erfolgen gleichzeitig sehr eindrucksvoll, dass intelligent organisierte Mitarbeitereinbindung und geschäftlicher Erfolg Hand in Hand gehen. 

Chance Nr. 4 - Den Wandel positiv beeinflussen

Trotz der beeindruckenden Beispiele einer wachsenden Anzahl an neu denkenden und handelnden Unternehmen, ist naive Träumerei natürlich fehl am Platz. Denn klar ist auch, dass gerade die digitale Revolution nicht ohne Schwierigkeiten von statten gehen wird und schlimmstenfalls sogar auch negativ für uns Menschen und für die Gesellschaft enden kann.

Jede Epoche und jede Generation hat ihre eigenen Herausforderungen, die sie bewältigen muss. Und in jeder stecken gleichermaßen Risiken wie auch Chancen. Insofern hat auch jede Generation ihren eigenen „Auftrag“: Den Auftrag, die Herausforderungen ihrer Zeit zu meistern, Gefahren abzuwenden und die Chancen und Potenziale, die dem Wandel innewohnen, zum Leben zu erwecken. Die der digitalen Revolution innewohnenden Chancen nutzbar zu machen und die Arbeits- und Wirtschaftswelt positiv weiter zu entwickeln, ist alleine unmöglich. Es bedarf der vereinten Kräfte von Menschen, die den selben Traum und die selben Werte teilen. Im intrinsify.me-Netzwerk, dem größten deutschsprachigen Netzwerk für die neue Arbeitswelt, sind viele solcher Menschen. Daher sind wir auch davon überzeugt, mit diesem Netzwerk den richtigen Kooperationspartner gefunden zu haben, um den gerade stattfindenden Wandel im Sinne einer "happy future" positiv zu beeinflussen. 






Christian Vieira dos Santos

Geschäftsführer und Arbeitswelten Designer @SYMBIOS